Kundgebung in Wiesbaden zum "Tag der Solidarität mit Juden und Israel"
Flagge zeigen gegen Antisemitismus
Wiesbaden/Erzhausen (da) - An der Kundgebung "Solidarität mit Juden und Israel - Aufruf gegen Antisemitismus" haben am Abend des 10. Juli rund 430 Personen auf dem Dern´schen Gelände in Wiesbaden teilgenommen. Sie waren dem Aufruf gefolgt, öffentlich gegen Antisemitismus aufzustehen. Mit 120 leeren Stühlen und 120 Plakaten mit Namen und Porträts wurde an die israelischen Geiseln erinnert, die sich nach wie vor in der Gewalt der Hamas-Terroristen im Gaza-Streifen befinden.
Aufgerufen hatte die Overflow Kirche Wiesbaden besonders Christen in Wiesbaden, Hessen und darüber hinaus, sich in der hessischen Landeshauptstadt sichtbar an die Seite Israels und der Juden in aller Welt zu stellen. Den 10. Juli als einen „Tag der Solidarität mit Jüdinnen und Juden“ zu feiern, geht auf die Initiative des Vereins „Demokratie und Information e.V.“ (DEIN) zurück. Unterstützt wurde die friedlich verlaufene Kundgebung vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) und der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ).
Stefan Weise, Pastor der Overflow Kirche und Teil des Vorstand der BFP-Regional Hessen machte in seiner Begrüßung deutlich, dass man ein Zeichen setzen und mit der Aktion deutlich machen will, "dass wir an der Seite Israels und an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserer Stadt, unserem Land und weltweit stehen." Außerdem betonte er, dass die Kundgebung keine Plattform für politische Profilierung bietet und keine politische Richtung unterstützt. Ebenso wenig beabsichtigt sie, den Nahostkonflikt zu lösen oder die Entscheidungen der Regierungen in Israel und Nahost zu bewerten.
Verantwortung übernehmen - ein Zeichen setzen
Als Hauptsprecher war Gottfried Bühler eingeladen, erster Vorsitzender der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) in Deutschland und seit vielen Jahren in der jüdisch-christlichen Zusammenarbeit aktiv. Er kämpft an vorderster Front gegen Rassismus und Antisemitismus. ICEJ setzt sich gemeinsam mit vielen Projektpartnern für den Frieden im Nahen Osten ein. Bühler, der sich während des Massakers am 7. Oktober gerade in Jerusalem aufhielt, zeigte sich angesichts eines "Meers von Israel-Flaggen" erfreut, "dass hier Verantwortung übernommen wird und ein klares Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt wird."
in seiner Ansprache verschwieg Pastor Weise die lange Geschichte des christlichen Antisemitismus nicht, in der Christen am jüdischen Volk schuldig geworden waren. Er ermutigte zu aktiv gelebter Solidarität mit Jüdinnen und Juden – gerade auch angesichts aktueller antisemitischer Straftaten und Äußerungen in Wiesbaden: "In den Herzen vieler Christen weltweit macht sich dieser Same des Antijudaismus und des Judenhasses auch heute noch bemerkbar in Form von Gleichgültigkeit, innerer Distanz oder inneren Vorbehalten gegenüber dem jüdischen Volk und Israel. Wir, die wir hier sind, haben uns gegen diese Ignoranz und Gleichgültigkeit entschieden. ... Antisemitismus hat längst tausendfach Platz genommen. In den Herzen und in der Öffentlichkeit, auch unterstützt und gefördert durch zögerliches und von Angst geprägtes Vorgehen gegen aggressiven Extremismus oder religiösen Fanatismus. Wir wollen hierzu nicht schweigen, sondern gegen jede Art von Antisemitismus und Judenhass aufstehen – ohne Angst!"
Ivan Fröhlich, ein ukrainischer Jude aus Koblenz, berichtete von seinen Erfahrungen mit Antisemitismus und seinem Leben in Deutschland. "Ich wünsche mir, dass ich mit meiner Kippa wieder auf die Straße gehen kann und dass unsere Kinder frei sagen können, dass sie jüdischer Abstammung sind." Mit seiner Frau trug er das hebräische Friedenslied vor: "Ose shalom bimromav", zu deutsch "Der, du Frieden schaffst in der Höhe, gib deinen Frieden auch auf Erden". Im Anschluss sangen sie das Glaubenslied "So groß ist der Herr" mit der versammelten Menge auf hebräisch und deutsch.