Ein Wort an die „jungen Wilden“! – Was mir als junger Leiter geholfen hat

Das Theologische Seminar ging zu Ende. Ich war 24 Jahre alt und plante in wenigen Monaten zu heiraten. Ich hatte noch kein Dutzend Predigten in meinem Leben gehalten, geschweige denn eine Ältestensitzung geleitet oder eine Gemeindevision entwickelt. Begriffe wie Kleingruppenphasen, „Next Steps“ oder „Kultur der Exzellenz“ hatte ich noch nie gehört. Alles, was ich wusste, war, dass ich ein guter Pastor werden wollte. Meine Gemeinde war klein, das Ältestenteam groß. Der Wunsch nach Veränderung war nur theoretisch. Finanzen waren knapp. Aber alle waren lieb zu mir. Ich kann nicht behaupten, dass ich alles richtig gemacht habe. Ob jemand sich als erfolgreich betrachten kann, ist immer relativ. Aber ich glaube, dass ich ein paar Punkte im Laufe der Zeit gelernt habe, die jungen Leitern helfen können, gut zu starten!

Die aktuelle Lebensphase verstehen

Beim Lesen unzähliger Biographien über großartige Helden Gottes ist mir aufgefallen, dass die wenigsten davon in jungen Jahren „erfolgreich“ waren. In aller Regel waren die ersten Jahre ihres Dienstes Lehrjahre. Jahre, in denen sie Gott durch unterschiedliche Phasen und Herausforderungen geführt hat. Ihr Glaube wurde gestärkt, ihr Charakter geformt, Gaben entwickelt. Ihr Dienst wuchs selten linear. Gott formt immer zuerst den Leiter und dann den Dienst! In der ersten Phase der Berufung geht es weniger darum, dass mein persönlicher Dienst wächst, sondern viel mehr darum, dass ich als Leiter wachse!

Immer für und nie gegen etwas kämpfen

Früher kämpfte ich gegen alte Lieder, alte Moderatoren und alte Bibelstunden. Heute kämpfe ich für neue Leiter, neue Moderatoren und neue Kleingruppen. Ich habe festgestellt, dass Leiter, denen ich gerne folge, voller Vision und Leidenschaft und nicht voller Kritik und Besserwisserei sind. Deshalb möchte ich ein Leiter sein, der für und nicht gegen etwas kämpft.

Um Erlaubnis bitten, reicht manchmal...

Als Leiter teile ich nicht immer die Leidenschaft meiner Mitarbeiter für ein bestimmtes Projekt, aber ich erteile ihnen gerne meine Erlaubnis, ihre Leidenschaft für ihr Projekt zu leben – solange sie mich dafür nicht brauchen. Als junger Leiter teilen deine Leiter nicht immer deine Leidenschaft, was aber nicht heißt, dass sie dir nicht erlauben würden, deine Leidenschaft zu leben – solange du sie nicht dafür brauchst. Lerne deshalb zu unterscheiden, wann du bei deinen Leitern um Leidenschaft und Unterstützung ringen solltest und wo du besser nur um Erlaubnis bittest.

Sich mit den richtigen Leuten vernetzen

Im Bereich von Ehe ist ein Lebensabschnittspartner nicht das, was wir anstreben. Im Bereich von Coaching und Mentoring glaube ich hingegen eher an mehrere Lebensabschnittspartner als an den einen Partner. Es sollte eine deiner Prioritäten sein, dir die richtigen Lebensabschnittsgefährten zu suchen, die du brauchst. Sie sind entscheidender als du denkst!

Niemals schlecht über Vorgänger reden

Immer wieder höre ich junge Leiter darüber sprechen, was Vorgänger alles falsch oder nicht gemacht haben, um dann von dem zu erzählen, was sie alles vorhaben und wie es richtig geht. Gehöre nicht zu diesen Leitern! Sei dankbar, dass es Menschen gegeben hat, die vor dir Gemeinde gebaut haben. Egal, ob es Menschen, ein Haus, Finanzen oder Gebet ist, sie haben dir etwas überlassen, wofür du dankbar sein solltest. Außerdem: Niemand möchte einem Leiter folgen, der schlecht über andere redet, weil man sich nie sicher sein kann, wann er über einen selbst schlecht redet.

Demütig sein und sich entschuldigen lernen

„Gott widersteht dem Stolzen, aber dem Demütigen gibt er Gnade“ (1. Petr 5,5). Es gibt geistliche Prinzipien, die wie Naturgesetze funktionieren. Gott widerstand dem Stolz von Luzifer und Nebukadnezar und wird das auch bei deinem Stolz tun. Wenn du möchtest, dass Gott in deinem Team und nicht gegen dein Team spielt, fange an zu lernen, was es heißt, demütig zu sein.

Die „zweite Reihe“ ist nicht generell schlecht

Es ist nichts Schlechtes daran, nach Einfluss zu streben. Es zeigt, dass Gott eine Leitungsgabe in dich hineingelegt hat. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass es auch aus der zweiten Reihe heraus möglich ist zu leiten. David diente Gott und seinem Volk zu einer Zeit, als er noch nicht der König war. Das Privileg der „zweiten Reihe“ ist, dass du dich nicht um alles kümmern musst. Vielmehr kannst du dich um die Themen und Projekte kümmern, die dir wirklich am Herzen liegen. Vermutlich wirst du das erst verstehen, wenn du in der ersten Reihe angekommen bist. Bis dahin: Widerstehe der Versuchung zu denken, das Wirken eines Leiters beginnt erst in der ersten Reihe. Es hat längst begonnen!

Es kommt die Zeit...

Gott hat sich festgelegt, diejenigen, der im Kleinen treu sind, über Größeres zu setzen. Der Schlüssel zu Größerem sind also nicht eine Rolle, ein Amt oder ein Titel, sondern die Treue im Kleinen. Zu viele junge Leiter streben oder kämpfen um die Anerkennung und Einsetzung von bzw. durch Menschen oder streben nach Posten. Lass Gott für dich kämpfen! Er wird sich um deine Einsetzung kümmern. Zu seiner Zeit und abhängig von deiner Treue und deinem Dienst im Kleinen.

Stefan Striefler, Pastor, 2. Vorsitzender der Volksmission im BFP

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